Als ich mich an einem eher kälteren Novembermorgen auf eine Freundin am Shinokubo Bahnhof wartete, verspürte ich ein Déja-Vu. Vor etwa 2 Jahren war ich hier mit meinem Freund schon einmal gewesen. Es war wohl eher eines der Erlebnisse, welche man als seltsam bis unangenehm einstufen würde.
Da ich mich schon damals für koreanische Kosmetik interessierte, wollte ich natürlich meine Chance nutzen und wollte da unbedingt hin. Damals brach ich aber den Shopping Trip nach nur 15min ab und wir waren auch sofort zurück am Bahnhof. In jedem Geschäft wurde man nämlich sofort bedrängt zu kaufen, "sich mal nur umsehen" war nicht so erwünscht und gleich wurden einem die "Top Produkte, welche suuuuper populär im Heimatland Korea seien" angepriesen und ausführlich erklärt. Ich fühlte mich zunehmends gestresst und geradezu von Verkäufern verfolgt. Auch die netten Aussagen wie: "Sie wollen eine Lotion mit Grüntee von der Marke X?! Nehmen sie doch die von Marke Y! Was haben Sie denn gegen Y??" waren nicht gerade hilfreich.. ganz abgesehen von den Blicken, die man zugeworfen bekam.
Ja und nun stand ich da wieder in Shinokubo, wartete, und mich beschlich schon wieder das Gefühl, dass ich angestarrt wurde, verurteilt, belächelt.. es war unagnehm. Nach 5min aufgestellten Nackenhaaren kam dann etwas Entspannung: mine Freundin war da, wir konnten nun gemeinsam in den Kampf.
Nachdem wir kurz die Hauptstrasse auf und ab gewandelt waren, um uns einen Überblick zu schaffen, peilten wir das erste und grösste Kosmetikgeschäft an. Genau dasjenige, das ich vor 2 Jahren als meine persönliche Einkaufshölle empfunden habe ;-)
Nun, vielleicht lags am Wochentag, oder der Uhrzeit, oder der eher schlechten Wirtschaftslage des ganzen Stadtteils, aber: Oh Wunder, wir wurden nicht gleich bedrängt und schafften fast 10min ohne Störung! :-) Die Freude hatte aber ein Ende, als wir auf dem Weg in den zweiten Stock angehalten wurden, um eine populäre Creme zu testen. Aber Glück gehabt, nach 2-3min lies man uns frei weiter gucken.
Was mich diesesmal jedoch völlig aus dem Konzept brachte, war die etwas aufdringliche Art ein Produkt vorzuführen. Gewöhnlich bekommt man zum testen einer Creme ein bisschen davon auf die Hand und von da an begutachtet man das Produkt selbst (man riecht daran, erspürt die Konsistenz, testet das Gefühl auf der Haut, wie es sich verreiben lässt etc.). Doch nein! Hier wird dem Kunden nichts selber überlassen! Die Hand des Kunden wird geschnappt, man bekommt das Produkt auf die Hand, dann reibt es der Verkäufer für einen ein und dosiert wenn möglich gleich die nächste Portion irgendwas drauf! Natürlich während er die Hand nicht loslässt. Mir was das ein bisschen zuviel Körperkontakt...
Als wir uns so durchgekämft hatten und unsere Waren gefunden und bezahlt hatten, waren wir dann nervlich so angespannt, dass wir froh waren, das Geschäft endlich wieder verlassen zu können. Auf dem Weg uns noch koreanisches Essen zu gönnen, ergatterte ich ein T-Shirt meiner derzeitigen Lieblingsband BTS und war happy, denn bezüglich der Kosmetik ging ich leer aus.. wie schon vor 2 Jahren.
Beim Essen erlebten wir die nächste Überraschung! Bestellt hatten wir Bibimbap. Unter dem Gericht versteht man eine heisse Steinschale, die gefüllt wird mit Reis und darauf wird dann diverses Gemüse, Bohnen, Fleisch und ein rohes Ei drapiert. Durch den heissen Stein soll der Reis leicht knusprig werden, das Ei kann als Rührei eingearbeitet werden und das Gemüse natürlich auch leicht gegrillt werden.
Soweit die Theorie. Unser Restaurant verstand jedoch unter Bibimbap eher eine Portion gekochten Reis mit kalten Gemüsebeilagen darauf. Oder wie es meine Freundin analysierte: ein koreanischer Reis-Salat! ;-) Geschmeckt hats trotzdem.. nur wars kein richtiges Bibimbap.
Nach all den Strapazen setzte dann endgültig das Fluchtgefühl ein. Wir machten uns auf nach Ginza, die Luxusmeile Tokyos. Was für ein kontrastreicher Tag! ;-)
Was kann man zu Ginza erzählen? Nun es ist riesig! Zumindest sind die Gebäude Meter hoch!! Ich glaube der Bahnhof besitzt an die 15 Ausgänge und der Stadtteil ist quadratisch angelegt.. man könnte es fast schon mit Manhattan in New York vergleichen. Auch die vertreten Geschäfte sind sehr oft Luxuskonzerne und wie wir schon bald feststellten, bewegen sich die Preise für so ziemlich alles hier im ziemlich hohen Berreich. Nicht umsonst bedeutet Ginza "silberner Sitz"
Somit blieb es auch eher beim Betrachten der weihnächtlich dekorierten Schaufenster und dem Bestaunen der Architektur.
das wohl berühmteste Gebäude in Ginza |
Ich konnte mir gerade noch den Besuch in der Kaffeekette Doutor leisten. Üblicherweise sehr günstig im ganzen Land, war es eine grosse Überraschung, als ich die Kaffeepreise betrachtete: ja im Schnitt zahlt man hier einfach nochmal 1/3 bis zur Hälfte mehr! Aber der Abstecher hatte trotzdem sein gutes: wir genossen eine schöne Aussicht und konnte die Abenddämmerung in Ruhe geniessen.
teuer, aber dafür auch lecker: ein Nuss Kaffee |
Ausblick aus dem Café |
Wieder erholt entschlossen wir uns einfach noch ein bisschen durch die Strassen zu bummeln und die weihnächtliche Stimmung einzufangen.
der Bär bewegte sich, wenn man einen Knopf am Schaufenster betätigte! Hoch im Kurs bei den Kindern |
weihnächtliche Stimmung überall |
Bulgaris Weihnachtsdekor oder ständiger Hausschmuck? auf jeden Fall hübsch! |
interressante Gebäude überall |
Und als wir uns satt gesehen hatten, machten wir uns auf den Heimweg. Zuhause angekommen war ich erschöpft und dennoch glücklich. Der Ausflug hatte mich ein bisschen in Weihnachtsstimmung gebracht. Zufrieden ging ich schlafen. :-)