Saturday, February 11, 2017

Kawagoe

Etwas ausserhalb Tokyos gibt es einen Ort namens Kawagoe. Ich hatte nie davon gehört, als ich von einer Komilitonin eingeladen wurden es uns ansehen zu gehen. Die Beschreibung klang vielversprechend: Klein-Edo, die Häuser sollen aussehen wie aus der Edo-Zeit (1603-1868) Japans. Es handelt sich dabei vorallem um eine grössere Strasse, aber die soll man tatsächlich so zurechtgemacht haben, dass man ein bisschen Edo Feeling bekommt.

Am Bahnhof angekommen war es doch relativ schwer die genaue Richtung zu finden, denn die "Prachtstrasse" liegt einen kleinen Spaziergang vom Bahnhof entfernt. Doch mit Karten App und Smartphone konnten wir das Rätsel lösen und machten uns auf den Weg.

Vielleicht lags am Wetter, vielleicht ist der Ort aber auch tatsächlich ein klein wenig düster. Trotzdem war die Stimmung nicht depremierend, aber es hatte ein bisschen was Heruntergekommenes. Auf eine interessante Art und Weise, wie ich fand.

Nudelladen Werbung mit fliegende Stäbchen!

Die Tempel und Schreine auf dem Hinweg machten das aber wieder wett: bunt, prächtig und einladend erblickten wir immer wieder auf ein paar Exemplare.



Nach einer Weile hatten wir unser Ziel erreicht und vor uns lag Klein-Edo. Oder zumindest diese eine laaaange Strasse mit vielen massiv gedrungenen Häusschen ;-)
Ich war gleichermassen begeistert, wie enttäuscht. Die Häuser sind fasznierend! Irgendwie modern, aber auch total veraltet; hübsch, aber hässlich; prächtig, aber dunkel.
Nur leider haben es die Japaner wieder einmal versäumt, die volle Attraktivität des Ortes hervorzubringen: mitten durch diese schöne Häueserreihe geht eine grosse Strasse, die stark befahren ist.
Einen freien Blick auf die Häuser zu kriegen (und ein gutes Foto) wurden zum Spiessroutenlauf. Die Strassenseite mal kurz wechseln, weil man auf der anderen Seite ein interessantes Geschäft erblickt hat? Schwierig...


erinnerte mich an Western-Style



Eine andere Attraktion hatte selbigen Effekt auf mich: Eines der Häuser wurde sozusagen innen ausgeschlachtet, sodass man die Architektur des Hauses besser sehen kann und eine Vorstellung vom Innenleben bekommt. Schön war zu erfahren, dass diese Häuser (eher Japan untypisch) jeweils ein Kellergeschoss haben, das gewölbeartig gebaut ist. Ach hübsch zu sehen war, dass das Klohäuschen tatsächlich noch draussen im Garten hinter dem Haus lag. Allerdings gabs dann auch nicht viel mehr zu sehen (der zweite Stock, also bei uns erster war nicht zugänlich)... Vielleicht wäre da eine kleine Tour mit Erklärung angebracht gewesen, aber ich machte mir auch nicht die Mühe nachzufragen (was ich nachträglich ein klein wenig bereue).

Im Hinterhof eines Kawagoe Haus, Blick auf den berühmten Glockenturm
Das Konsum Angebot in Kawagoe wirkte recht einseitig. Besonders hoch im Kurs stand Essen im allgemeinen, japanische Snacks und typische japanische Souvenirs (Einwickeltücher, Wandbehänge, Püppchen und Anhänger, Taschen aus japanischen Stoff und natürlich einen Ghibli Shop für Anime Fans). Für mich persönlich ist das kein Problem, denn Snacks sind tatsächlich meine liebsten Mitbringsel und Essen geht einfach immer! Den Rest guck ich mir gerne an, aber warte oft ab, bis ich tatsächlich ein Objekt finde, dass mein Herz wirklich höher schlagen lässt. :-) Diesesmal war nichts dabei. Dennoch habe ich Kawagoe gut Einkommen beschert durch Einkäufe in Snack Shops ;-)





Fazit zum Auflug: Aufgrund der sehr spannenden Architektur der Häuser (den Kulturmix aus Ost und West konnte ich richtig spüren, vieles wirkt auf einen Europäer irgendwie vertraut und doch so seltsam) würde ich einen Besuch defintiv empfehlen! Wer sein Geld gerne in Senbei Kekse, Wasabi oder Sesam Ednüsse, Kinako-Mehl ummantelte Bohnen und in Teesüssigkeiten etc. stecken möchte, oder nach einen netten Mitbringsel für Zuhause sucht, ist hier ebenfalls im Paradies. Wer einen entspannten autofreien Bummel machen möchte, dem würde ich doch eher eine ruhigere Gegend empfehlen, mich persönlich hat es doch etwas gestört und ich fands einfach Schade für die Atmossphäre des Orts.

Ach, ganz am Ende sind wir doch noch nicht! Ich hatte als Abendessen einen leckeren Teller Angus-Rind-Bolognese!


Und dann gibts noch eine kleine Anekdote zu einem sehr netten Teeladen: Auf dem Hinweg machten wir einen kleinen Abstecher in ein, nenne wir es mal professionelles, high-class Teegschäft. Eine Freundin lies sich die Preisliste für Teebesen zeigen, wir anderen wandelten im Geschäft rum und betrachteten das sonstige Angebot. Auf dem Nachhause Weg entschloss sich meine Freundin dann dort doch einen Teebesen zu kaufen. Angekommen im Geschäft freute man sich köstlich über unser erneutes Erscheinen, bot uns 4 Touristinnen ein Tässchen Grüntee an und schenkte uns ein Tee Bonbon!
Ich als Tee Liebhaber musste dann unbedingt noch ein paar Teesüssigkeiten mitgehen lassen. ;-) Trinkt man nämlich Tee in Japan, so wird einem fast immer etwas kleines Süsses gereicht, denn man sagt hier, dass der bittere Geschmack des Tees ausgegelichen werden darf, oder sogar sollte. Einerseits widerspiegelt dies die japanische Auffassung von "work hard, play hard", oder: Arbeit und Feiern. Und es hat ganz allgemein etwas sehr philosphisches an sich: Ying Yang, alles sollte im Einklang sein, das Leben ist manchmal bitter, aber es gibt auch die zuckersüssen Momente.

Weisses Pfirsich Fruchtgelee, Jelly in Blaubeere, Erdbeere und Matcha, sowie ein Bonbon mit Sencha Geschmack

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